„Soziale Infrastruktur ist kein Luxus – sie ist Grundlage.“

Statement der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Chemnitz zur Kürzungsdebatte in der Jugend- und Sozialarbeit

Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege Chemnitz zeigt sich tief besorgt über die stadtseitig vorgestellten Kürzungen und Streichungen in der Jugend- und Sozialarbeit. Von den Maßnahmen sind ausgerechnet jene Stadtteile betroffen, in denen die soziale Belastung und der Unterstützungsbedarf besonders hoch sind.

Aktuelle kommunale Daten belegen:

 

  • In Markersdorf, Kappel und dem Sonnenberg liegen die Anteile der Leistungen „Hilfen zur Erziehung“ zwischen 45 % und 113 % über dem städtischen Durchschnitt.
  • Die Jugenddelinquenz in diesen Stadtteilen überschreitet um städtischen Durchschnitt um 33% und 86 %.
  • Die Arbeitslosenquote ist überdurchschnittlich hoch, die soziostrukturellen Belastungsfaktoren erreichen kritische Werte.
  • Gleichzeitig stehen allein in Kappel und Markersdorf fünf Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Disposition. Diese möglichen Schließungen werden zu erheblichen Lücken in der Versorgung führen und Kinder sowie Jugendliche aus stabilen sozialen Räumen herauslösen.

 

Die Perspektive der Kinder und Jugendlichen fehlt völlig!

Unsere Argumente für Prävention, Beteiligung und sozialräumliche Stärkung verhallen!

Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit, wonach Kinder und Jugendliche mehr Unterstützung brauchen, scheinen vergessen!

Gleichzeitig diskutieren wir stadtweit über dann notwendige teure Hilfen zur Erziehung, Schulabsentismus, Familienräte und Präventionsketten.

 

Doch genau jene Strukturen, die vorab Früherkennung, Bindung und Stabilisierung ermöglichen, werden massiv geschwächt.

 

Das Kind liegt also sprichwörtlich „im Brunnen“ und soll dann mit viel Aufwand nach oben gezogen werden.

 

Studien zeigen seit Jahren: Jeder Euro in Prävention spart später ein Vielfaches an Folgeproblemen und damit auch an Folgekosten. Gelingt keine andere Vorgehensweise, ist heute abzusehen, dass die finanziellen Belastungen der Stadt immens steigen werden und zwar in der Jugendhilfe UND in der Sozialarbeit UND im Gesundheitsbereich UND in der inneren Sicherheit. Kurzfristige Einsparungen werden unmittelbar zu langfristig höheren Kosten führen. Das wird das kommende Stadtbild werden. Wollen wir in diese Zukunft steuern?

Die Liga betont:

„Soziale Infrastruktur ist kein Luxus, sie ist wesentliche Grundlage. Prävention wirkt nur, wenn sie verlässlich stattfindet. Jede Kürzung gefährdet nicht einzelne Träger, sondern die soziale Stabilität ganzer Stadtteile und die Zukunft junger Menschen in Chemnitz.“

Wir fordern die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik JETZT auf, im Rahmen der aktuellen Haushaltssituation alle Möglichkeiten zur Nachsteuerung zu suchen, auszuschöpfen, bestehende Spielräume zu prüfen und Transparenz über alternative Einsparpotenziale herzustellen.

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Liga der Freien Wohlfahrtspflege Chemnitz
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