Weltkindertag 2022: Perspektivwechsel, Podium und Wegweisendes

Nach zweijähriger coronabedingter Pause hat die Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Chemnitz erneut Aktionen anlässlich des Weltkindertages 2022 initiiert, um auf die wichtigen Belange und Problemstellungen der Kindertagesbetreuung hinzuweisen.

Unter dem Motto „Perspektivwechsel“ waren Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Elternschaft eingeladen, für einen Tag aktiver Teil eines Kita-Teams zu sein. 14 Personen haben sich beteiligt. Die Teilnehmenden waren zudem eingeladen, am 19.09.2022 im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Veranstaltungssaal der Stadtbibliothek von ihren Erfahrungen zu berichten und aktuelle politische Entwicklungen zu diskutieren. Der Einladung gefolgt sind Marika Tändler-Walenta (MdL, die LINKE), Kathleen Kuhfuß (MdL, Stadträtin, Grüne) und Uschi Kruse (Landesvorsitzende Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen). Jürgen Tautz führte als Moderator durch die Veranstaltung.

Die grundlegende Meinung während des rund 90 Minuten dauernden Gesprächs war, wohl auch wegen der politischen Nähe der Podiumsgäste, recht einheitlich: Der Perspektivwechsel ist ein gutes Instrument, um ein Gefühl für die Bedarfe vor Ort zu vermitteln. Kitas sind auf eine gute Finanzierung angewiesen. Fehlzeiten, die durch Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit entstehen, müssen, entgegen der aktuellen Pläne für den Landeshaushalt, berücksichtigt werden. Bewährte Unterstützungsprogramme sollten fortgeführt werden können.

 

Uschi Kruse betonte außerdem:

„Ich dachte, mit Corona ist klargeworden, wie wichtig Kitas für die Bildung sind. Stattdessen geht es nun wieder nur darum, dass die Einrichtungen irgendwie geöffnet bleiben, damit Eltern arbeiten gehen können.“

 

Und Kathleen Kuhfuß ergänzte:

„Kitas sind keine Reparaturecke, sondern die Startrampe ins Leben. Hier werden die Grundlagen für einen erfolgreichen Schulbesuch gelegt. Ohne gut funktionierende Kita kann kein guter Übergang zur Schule gelingen.“

 

Der thematische Bogen spannte sich während des Gesprächs über bundespolitische Themen (geplanter Wegfall des Modellprojekts „Sprach-Kitas“ und Schaffung des Kita-Qualitätsgesetzes), die Landespolitik (anstehender Doppelhaushalt) bis hin zur kommunalpolitischen Ebene (Sachkostenausstattung für Kitas, Problem steigender Kosten für Kita-Plätze und Essen). Beispielsweise ist die Berechnung der Sachkosten zwar an die Inflation gekoppelt, allerdings mit zwei Jahren Verzug. Dass diese Rechnung aktuell nicht aufgehen wird, liegt auf der Hand und stellt die Freien Träger vor ein massives Problem.

 

Marika Tändler-Walenta sprach sich in der Diskussion für ein Einfrieren der Elternbeiträge aus und Jürgen Tautz erinnerte unter allgemeiner Zustimmung:

„Das Essen für Kitas zu subventionieren ist keine neue Erfindung. Das gab es bereits vor Jahren und es fiel seiner Zeit dem Entwicklungs- und Konsolidierungskonzept der Stadt Chemnitz zum Opfer.“ Kathleen Kuhfuß ließ Hoffnung für eine Fortführung des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ erkennen. So wird im Landtag eine Ausfallfinanzierung durch das Land Sachsen diskutiert. Ein nahtloser Übergang wird wohl jedoch nicht möglich sein.

 

Mit Ende der Veranstaltung war zwar keine der dringenden Fragestellungen gelöst – das war auch nicht das Ziel - aber es ist klar geworden, dass eine Veränderung der Situation nur mit geschlossenem Handeln aller Freien Träger und seiner Mitarbeiter*innen zu erreichen ist. Dazu haben die Podiumsgäste einheitlich aufgerufen und ihre Unterstützung signalisiert.

Bernhard Herrmann (MdB)

Auf Einladung der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege habe ich heute für einen Perspektivenwechsel in der KiTa „Glückskäfer“ der Kindervereinigung Chemnitz e.V. in Chemnitz mitgearbeitet. Die Liga der Spitzenverbände setzt sich seit vielen Jahren für bessere Rahmenbedingungen in den Kindertageseinrichtungen unserer Stadt ein.

 

Die Leiterin der KiTa Ina Friebel empfing mich mit den Worten: "Wir haben hier immer schon mal Politikerinnen und Politiker empfangen. In der Vergangenheit haben wir dann alles auf Hochglanz gebracht und hinterher hieß es immer: den KiTas geht es doch gut. Für Sie haben wir nicht extra geputzt, alles ist so wie immer. In ein paar Bereichen fehlen gerade Leute, glücklicherweise sind sie nur im Urlaub. Aber man merkt es, wenn die Reinigungskraft nicht da ist oder der Hausmeister."

 

In die KiTa Glückskäfer mit ihrem riesigen Außenbereich, in dem die Kinder nicht nur bei gutem Wetter den ganzen Tag beschäftigt sind, kommen 165 Kinder aus 16 Stadtteilen. Bei anfallenden Aufgaben packen dabei alle mit an, auch die Kinder: vom Füttern der Hasen und Wachteln bis zum Kehren der Umkleiden. Und so durfte auch ich heute, angefangen mit dem Sicherheitsrundgang auf dem Hof über den Bettwäschewechsel und natürlich auch dem Spielen mit den Kindern, mit anpacken.

 

Ich möchte mich herzlich beim Team der KiTa Glückskäfer für den Einblick in und den ehrlichen Austausch über ihren Alltag bedanken.

Mit dem Kinder- und Familienzentrum kifazchemnitz gibt es hier zusätzlich noch Beratungsangebote, eine Biblio- und eine Spielothek sowie eine Mutter-Kind-Sauna.

 

Um die Kindertagespflege als wichtige Säule der frühkindlichen Bildung weiter zu stärken, haben wir Bündnisgrüne diese zur Priorität gemacht und in den Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2023 für 2023 und 2024 jeweils bis zu 2 Milliarden Euro im KiTa-Qualitätsgesetz beschlossen. Damit können die Länder Angebote der sprachlichen Bildung über das Gesetz finanzieren. Der Beschluss ist ein notwendiger Zwischenschritt, um langfristig unser Ziel einer Verankerung von bundesweiten Qualitätsstandards in der frühkindlichen Bildung zu erreichen.

(facebook 13.09.2022)

Kathleen Kuhfuß (MdL)

Perspektivwechsel - Eine Schicht in der Kita

Klein aber wirklich vielfältig ist die katholische Kita mit ihren 26 Plätzen und trotzdem ist Stimmung in der schön sanierten Bude.

 

Kinder vom Sonnenberg spielen, lernen und entdecken hier gemeinsam. Die kleine Lea war mit fast vier Jahren ihre ersten Tage in der Kita und hat mit großen Augen alles betrachtet. Max als sechstes Kind der Familie wusste schon in der Eingewöhnung genau was er will. Es sind verschiedene Sprachen im Raum, es gibt nicht nur muslimisches Essen, sondern auch Schonkost für die Kinder mit Allergie.

 

ABER: Es ist nicht alles gut…

 

Die Pädagoginnen leisten Erziehungsarbeit mit intensivem Aufwand und dafür braucht es mehr Zeit. Mehr Zeit für das einzelne Kind.

👉 Mehr Zeit für Elternarbeit.

👉 Mehr Zeit um sich um gute Bedingungen zu kümmern.

 

Die Kooperation mit der Frühförderung muss weiter ausgebaut werden und Vorort Termine in der Kita stehen ganz oben auf der Wunschliste, um sich gut um die „Sorgenkinder“ kümmern zu können.

 

Freiwilligendienst ist eine wichtige Unterstützung, daher unterstützen sie unsere Initiative diesen weiter zu stärken.

 

Wie wichtig Prävention und Unterstützung schon ganz zeitig ist, wird klar, wenn man mit Ben spielt, der mit 4 Jahren kein Wort spricht oder beobachtet, dass Luzi noch regelmäßig in die Hose macht und eigentlich nächstes Jahr in die Schule kommt. Beide Kinder haben keine Diagnose, sondern einen großen Bedarf an Förderung, Erziehung und Zuneigung.

 

Unsere Aufgabe muss es sein, dass diese beiden Kinder einen guten Start in die Schule und damit in ihr Leben haben. Jedes Kind welches in der Kita seinen Weg findet, ist ein Mensch der sein Leben und unsere Gesellschaft bereichert.

(Die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert)

(facebook 09.09.2022)

Hanka Kliese (MdL)

Heute mein 13. Perspektivwechsel, diesmal in einer Kita. Mal kein Bild von strahlenden Kindern, sondern meine Eindrücke: Ich habe eine sehr gut organisierte und geführte Einrichtung besucht, die als Brennpunkt gilt. Kinder, die große Probleme im Spracherwerb haben, triefende Nasen und keine Regenkleidung,  die liebenswert sind und viel Aufmerksamkeit verdienen. Für die Erzieherinnen kaum stemmbares Gewusel. Ich kenne diese Realität in unserem Land und dennoch hat es mich so komprimiert sehr bewegt. Und motiviert: Für den kommenden Doppelhaushalt müssen wir gerade für diese kleinen Menschen nachbessern.


(facebook 14.09.2022)

Maik Otto (Chemnitzer Stadtrat)

Heute war für mich Perspektivwechsel. Ich habe die Röhrsdorfer Kinderwelt besucht. Die Einrichtung wird von einer Elterninitiative getragen und beinhaltet neben der Kita auch den Hort in Röhrsdorf. Ich habe mit der Leiterin sehr lange und ausführlich über die aktuellen Herausforderungen gesprochen. Daneben habe ich die Räumlichkeiten von Hort und Kita, die wirklich wunderbar sind, ausgiebig kennen lernen dürfen. Die Kinder sind dort in liebevollen Händen und haben sehr gute Rahmenbedingungen. Es wird viel Wert auf das Erlernen eigener Verantwortung gelegt, was spielerisch umgesetzt wird und sichtbar Früchte trägt.

Ich habe eine super Einblick bekommen, Ideen für meine Arbeit als Stadtrat mitgenommen und möchte mich ganz herzlich nochmal für die Stunden bedanken, die sich für mich Zeit genommen wurde. Ich kann es nur jedem empfehlen, diesen Perspektivwechsel mitzumachen.

(facebook 01.09.2022)

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